Die Nordeifel ist übersät mit Zeugnissen unserer kriegerischen Vergangenheit. Vogelsang und Wollseifen sind zwei dieser historischen Orte, die ich immer wieder einmal aufsuche. Deren Besuch lässt sich prima mit einem Rundweg verbinden, der gerade mal einem entspannten Spaziergang ähnlich ist. Der verlassene Ort Wollseifen mit der alten Kirche und Schule empfinde ich immer wieder als spannend und berührend.
Im Rahmen eines Kulturwanderwochenende mit Kollegen/innen besuchte ich erstmals die Region. Damals folgten wir einem Referenten über das Gelände der Ordensburg. Das war ausgesprochen spannend und erhellend.
In 2014 wanderte ich auf nahezu auf gleichen Wegen wieder einmal hier. Das nächste Mal hoffe ich auf eine schlauere Wegeführung. Immerhin habe ich von einem Aussichtspunkt die Urftstaumauer gesehen und reichlich Landschaft genießen dürfen.
Vogelsang und Wollseifen – Informationen
- Start/ Ziel: Vogelsang 70, 53937 Schleiden
- Streckenlänge: 8,2 km kleine Runde, bis zur Urftstaumauer knapp 14 km
- Höhenmeter: 150 m kleine Runde, 324 m mit Verlängerung 325 m
- GPS Track zur Tour zwischen Vogelsang und Wollseifen – Urftstaumauer

Ordensburg Vogelsang – Frühere Ausbildungsstätte von Herrenmenschen
Frisch saniert erscheinen die Gebäude der ehemaligen Ordensburg Vogelsang bei weitem nicht mehr so bedrohlich. Die gesamte Architektur strahlt dennoch Macht aus, schon durch die Größe. Hoffnung für viele junge Menschen, die zur Führungselite der NS-Herrschaft heranwachsen wollten und sollten.
Im Rahmen von Führungen gibt es an den Wochenenden ziemlich viel Input für einen kleinen Obolus. Ich habe vor einigen Jahren an einer solchen, damals 90 minütigen Führung teilgenommen. Sie war spannend, kurzweilig und ungeheuer informativ.
Heute, an einem Wochentag, sieht hier alles sehr geschlossen aus, deshalb wandere ich umgehend los. Die Gebäude von außen betrachtet, bieten Kulisse genug.

Müde Muskeln – Wandern zwischen Vogelsang und Wollseifen
Ich bin sehr damit beschäftigt meine Muskeln zum gehen zu zu überreden. die ungewohnt an drei aufeinander folgenden Tagen erfolgten körperlichen Belastung stressen schon ziemlich die Muskeln. Andererseits weiß ich wenn ich mich jetzt nicht raus zwinge, werde ich in der Traurigkeit um Spike stecken bleiben. Das würde er sicher nicht wollen, der treue Geselle.
Mit einem vorläufig letzten Blick zurück auf die dunklen Mauern Hundertschaftshäuser, der Ordensburg Vogelsang wandere ich stetig bergab.

Walberhof und Bach
Der Abstieg endet am Bächlein „Vom Walberhof“, ein wirklich außergewöhnlicher Name für einen Bach. Namensgeber ist wohl der Walberhof (eingetragenes Bodendenkmal), unterhalb dessen der kleine Bach seine Quelle hat und der nach nur kurzem Geplätscher durch diese Region, sein Ende im Urftsee findet.

Langsam wandern und spielen mit der Kamera
Nun geht es wieder an den Aufstieg. Klar, wer runter läuft muss anschließend auch wieder hoch. Heute ist Wanderschneckentempo und ich darf dieses Gekrieche bis zur Erschöpfung ausleben. Bei dem Wetter fällt es mir aber auch sowieso leicht zu schlendern. Jeden Sonnenstrahl möchte ich inhalieren, bis in die Fußspitzen. Die Sonne hat eine unerwartet starke wärmende Kraft, lediglich der Wind hat eine kühlende Wirkung.


In weiser Voraussicht habe ich mir heute erstmals seit langem die *Funktionsbluse Merta von Maier Sports angezogen. Ich hatte sie anlässlich der Blogger Wanderung an der Mosel erhalten und bin begeistert von dem Stöffchen. Ich mag die Farben und dieses Kleidungsstück ist gerade für die noch kühleren Winde hier oben ideal. Übrigens, unten links in der Bluse ist ein Brillenputztuch eingenäht, mag aber auch die Kameralinse. Eine weitere, kurzärmelige Bluse aus dem Sortiment habe ich gerade käuflich erworben.
Eine Bank bietet mir die Gelegenheit meine neueste Errungenschaft zu testen. Mit dem Handy meine auf der Bank platzierte *Nikon auszulösen, das ist ein Funktion, die ich ausgesprochen nützlich finde. Ich sehe auf dem Handydisplay was ich fotografiere und löse erst dann aus, wenn mir der Bildausschnitt gefällt. Wie ich mich kenne, wird es trotzdem bei überschaubaren Mengen solcher Fotografien bleiben, weil ich einfach zu bequem für diese Technik bin.
Auch mit dabei ist ein neuer Rucksack, dessen Tauglichkeit in Bezug auf den Kamera Transport unter Beweis zu stellen ist. Nicht so erfolgreich, wie ich es mir gewünscht hätte, gebe ich zu.
Wüstung Wollseifen in Sicht
Der Anstieg von Vogelsang auf die Dreiborner Hochfläche und damit die Wüstung Wollseifen erforderte schon beim letzten Mal ordentlich Sauerstoff. Die Erinnerungen kehrt zurück wenn man das gleiche erlebt und empfindet, auch wenn es fast fünf Jahre her ist. Eine Wandern zwischen Vogelsang und Wollseifen ist eigentlich nicht schwer, aber ich bin momentan recht unfit.
Viele der Wege sind hier gesperrt und mit Blick auf die frühere Nutzung der Umgebung, halte ich mich auch daran. Munitionsresten/Munitionsaltlasten können hier zu fiesen Unfällen führen.
Geschichte die mich immer wieder betroffen macht
Wollseifen hat eine recht bewegte Geschichte. Als normales Eifeldorf begann es, mit Familien und Kindern die hier gerne lebten. Dann kam der Krieg und zerstörte das Dorf zu einem großen Teil. Schlimme Zeiten, die die Dorfbewohner jedoch nicht davon abhalten den Aufbau anzugehen.
Gerade sind die rd. 120 Familien damit leidlich durch und die Felder wieder bestellt, da kommt der Befehl der britischen Streitkräfte das Gebiet sofort zu räumen. Die Armeen haben Anspruch auf das Dorf und die umliegenden Flächen erhoben, formten draus einen Truppenübungsplatz und drohen diesen Anspruch mit Waffengewalt durchzusetzen. Nach 1950 bis 2006 besetzten die Belgier diese Flächen und seit 2006 herrscht Ruhe dort oben. Nur Spaziergänger und Wanderer/innen stören die unheimliche Ruhe.
Die Häuser, die heute auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz stehen, sind die damals neu errichteten Kulissen für Truppenübungen. Sie wurden inzwischen zugemauert. Lediglich die alte Dorfschule, die Kirche und das Trafohäuschen blieben in Teilen erhalten und wurden saniert, um den Erinnerungswert zu erhalten. Am Ende des Beitrages gibt es noch eine kleine Galerie mit Fotos vom Dorf und der Dorfschule.
Und weil es so schön ist, noch ein Trip zur Urftstaumauer
Warum ich die Eifel liebe? Weil sie so ist, wie auf den Bildern und dann wieder ganz anders. Weil sie ursprünglich ist, nicht immer nur freundlich, aber immer schön

Auf dem Weg zur Urftstaumauer habe ich immer wieder einen Blick auf die dunklen Gebäude der Ordensburg Vogelsang. Unglaublich wie klein die imposante Anlage inmitten der großen Fläche der Eifel wirkt. Der Rastplatz, der einen Blick auf den Urftsee und die Staumauer gewährt ist mein Wendepunkt. Leider muss ich auf gleicher Strecke wieder zurück. Ein Specht klopft sich laut und vernehmlich eine Haustüre in seine künftige Wohnung. Leider kann ich ihn nicht entdecken.
Wieder zurück an der Wüstung gelingen mir noch ein paar Fotos der Gebäude, auch der Schule. Dann schwingt sich der vorgezeichnete Track rechterhand vom Dorf wieder in Richtung Vogelsang. Wie oft werde ich hier wohl noch herum stromern. Werde ich das nie leid werden die Strecke zwischen Vogelsang und Wollseifen zu erkunden?
Über die Dreiborner Hochfläche zurück nach Vogelsang
An der Wegkapelle hatte ich eigentlich eine kleine Rast geplant. Die Bank ist besetzt und so begnüge ich mich mit einigen Fotos und einem kurzen Blick hinein. Das Paar auf der Bank ist in Frühlingsoutfit, kurze Hose und kurzärmeligem Hemd unterwegs. Alle Achtung, dazu fehlt mir wohl die innere Hitze.


Ein schmaler Graspfad lenkt mich auf die Hochfläche deren Pflege oft auch durch Schafherden und Ziegen gewährleistet wird. Leider sind die momentan noch in ihren Ställen.
Über mir höre ich das Rufen der Kraniche, die schon seit Tagen wieder zurück in unsere Breitengrade geflogen kommen. Gegen die Sonne kann ich sie zunächst nicht sehen, wohl aber deutlich hören. Mehrere Züge sind es, die über mich hinweg ziehen.
Ein Trekkingplatz in der Eifel
Und dann sehe ich erstmals das, worüber ich schon des öfteren gelesen habe. Der Trekkingplatz Nordstern liegt vor mir, still und derzeit ungenutzt. Auf einer hölzernen Plattform mit vorgelagertem Rastplatz kann ich ein Zelt aufstellen, vorausgesetzt ich habe den Platz gebucht. Ein Toilettenhäuschen steht in kurzer Entfernung zum Zeltplatz. Natürlich gibt es eine Benutzerordnung, die dem Nutzer vor allem einen pfleglichen Umgang mit der Natur abverlangt (selbstverständlich, wie ich meine)

Ich schaue mich hier gründlich um, und ziehe dann in Gedanken versunken weiter. Ich hätte Angst so alleine in der Wildnis und damit bin ich sicher nicht allein. Aber es gibt auch Menschen wie Bianca, die alleine in solcher Umgebung ein Geborgenheitsgefühl entwickeln. Da kommt bei mir Staunen und Bewunderung auf, gebe ich zu.

Camp Schelde
Ich erreiche langsam wieder das riesige Gelände der Ordensburg. Links neben mir ist ein Gelände mit hohen Zäunen gesichert. Später lese ich, dass hier das Land NRW seit 2017 Flüchtlingsunterkünfte bereitstellt. Die ehemalige Truppenunterkunft belgischer Soldaten eignet sich dafür offensichtlich sehr gut. Eine Anbindung an das bunte Leben einer Stadt wird den hier untergebrachten Menschen allerdings verwehrt, bzw. erschwert.
Nun ist es nicht mehr weit und der Parkplatz gerät wieder in mein Blickfeld.




Also alles in allem war das ein wunderbarer Wandertag zwischen der Ordensburg Vogelsang und Wollseifen, dem verlassenen Dorf. Es gab einiges zum nachdenken, aber vor allem reichlich viel zum entspannen. Demnächst hoffe ich auf den Start auf dem Eifelsteig. Ein Vorhaben, dass ich in den letzten Jahren immer wieder in die Warteschleife geschoben habe und nun anpacken möchte.
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