Wandern in Belgien ist für mich nichts neues. Leider liegen meine letzten Expeditionen in diese Region schon lange zurück. Es wird also Zeit für eine Reaktivierung. An einem verhalten sonnigen Tag im Juli packe ich Rucksack und Jana ins Auto und ab geht´s in Richtung Robertville.
Wandern in Belgien bedeutet in meinem Fall, eine lange Anfahrt in Kauf nehmen. Seit ein paar Jahren erlaube ich mir solche Extravaganzen nur noch selten. Am heutigen 18. Juli 2023 ist mir aber danach. Die „Genusstour 17 – Vom See zu den Quellen des Quareux“ hat ganz gute Bewertungen und so hoffe ich auf ein angenehmes Wandererlebnis.
Wandern in Belgien – Genusstour 17
- Start/ Ziel: Zur Bievel, 4950 Weismes, Belgien
- Streckenlänge: 8,4 km
- Höhenmeter: 115 m
- GPX Track
- Eine wunderschöne, 16,5 km lange Wanderung ganz in der Nähe, findet ihr hier im Blog
- Weitere Touren in Niederlanden und Belgien ebenfalls hier in meiner Sammlung
- Einkehr in Robertville möglich
Die ersten paarhundert Meter führen durch den Ort, zeigen die typischen Natursteinhäuser. Bald biegen wir links ab und landen schnell in der Botanik mit den ersten sommerlichen Landschaftseindrücken.

Sehr bald wechseln wir in eine herrliche Allee mit hoch aufragenden Baumen, die in einem kleinen Hang stehen. Ein traumhafter Anblick, ich möchte gaaaaanz langsam voran schreiten, mir Zeit lassen. Die Sonne tut ihr bestes um diese Atmosphäre gut auszuleuchten.



Wenn die Wechsel in der Landschaft weiterhin so flott stattfinden, wird es spannend. Momentan bewege ich mich wie auf Wolke 7.
Anblicke, nicht nur beim wandern in Belgien
Nicht jeder mag in solchen knorrigen Bäumen etwas Schönes sehen, für mich sind sie ein Ausdruck dessen, was wir im Leben der Menschen auch oft zu sehen bekommen. Die Zeichen dessen, was Ereignisse in einem langen Leben eines Menschen oder Baumes hinterlassen.


Ein schmaler Pfad entlang des eingezäunten Schutzgebietes lädt uns ein den Weg fortzusetzen. Stürme haben Äste von Bäumen und Sträuchern gefegt. Manch einer stellt oder legt sich uns in den Weg, aber nie unüberwindbar.

Wir erreichen die Vennbahntrasse und gehen ein Stück auf dem geteerten Weg. Bald haben wir wieder Waldboden unter den Füßen. Rechts von uns, auf großen Wiesen, haben Jugendgruppen ihre Zelte aufgeschlagen. Auch auf dem weiteren Weg begegnen uns Gruppen junger Menschen, die mehr oder weniger lustvoll aufbrechen die Gegend zu erkunden.
Wir biegen derweil ab vom lebendigen Geschehen und wenden uns wieder einem Naturweg zu. Weicher Boden, sommerlich warme Luft, Grillen zirpen und Vogelgezwitscher empfängt uns. Aber auch tote Fichten stehen hier wie Streichhölzer, denen der Borkenkäfer den Garaus gemacht hat. Die Teppiche mit den toten Fichtennadeln fühlen sich zwar himmlisch weich an, sind aber Ausdruck eines gewaltigen Waldsterbens.


Das Warchetal
Seit einiger Zeit fällt der Weg stetig bergab. Wir nähern uns der Warche. Ein erster Steg führt uns trockenen Fußes über feuchten Boden. Die Warche ist ein Nebenfluss der Amel.


Leider nur eine kleine Weile dürfen wir hier diese Flussidylle genießen. Viel zu schnell endet dieser Wegabschnitt. Auffällig viele Algen treiben im Wasser.
Erstaunlich viele Pfade
So ein bisschen wie kalte Dusche fühlt es sich an, wenn man aus dieser Idylle vor einem modernen Bau steht.

Aber lange lässt die Natur nicht auf sich warten. Auf schmalen Wegen wandern wir weiter, immer wieder Brombeeren zum naschen links und rechts. Eine leckere Zugabe der Natur in dieser Zeit, die auch Jana gerne schnabbuliert.


Die Warche wird zum See
Nach diesem Wegabschnitt wechselt der Eindruck erneut, wir queren den See, der sich aus der Warche formt, wandern sodann auf der linken Seite des Gewässers, wieder auf schmalen Pfaden. Die Zivilisation rückt näher. Angler sitzen am Ufer, unterhalten sich laut und vernehmlich. Sollten Angler nicht still sein, um die Fische nicht zu verschrecken? Nun ja, so dürfen die Fische eben länger leben, soll mir sehr recht sein. ;-)


Der Campingplatz ist riesig, der dort für Familien, Bötchenfahrer und Angler ein kleines Paradies darstellen mag. Wir machen uns schnellstens vom Acker und für mich gilt, ich freue mich wieder in der Stille zu sein. Auf herrlichen Wegen, entlang des Warche See, erreichen wir die Haelen Brücke mit historischem Hintergrund.
Haelen Brücke – Weg des Gedenkens
Der Weg des Gedenkens ist ein 96 km langer Rundweg. Er soll einer Zeit gedenken, da Krieg herrschte. Auf belgischer Seite berührt er die Orte Büllingen, Bütgenbach und Waimes und auf deutscher Seite die Gemeinden Hellenthal und Monschau. Viersprachige Informationstafeln, dreißig an der Zahl, informieren über historische Ereignisse wie die Ardennenoffensive. Der Wegeverlauf ist mit einer Friedenstaube markiert.
Die Haelen-Brücke (Text der Infotafel Nr. 8)
Ende des Sommers 1944 hat die Wehrmacht diese Brücke über den See auf der Seite von Bruyères teilweise gesprengt, um die Progression der alliierten Truppen von Nordosten zu verlangsamen. Die Sprengung der Sperrmauer, die den gleichen Zweck hatte, ist missglückt. Die Brücke wurde mit Behelfsmitteln instandgesetzt und war für leichte Fahrzeuge wieder passierbar. Die schweren Fahrzeuge mussten über die Sperrmauer fahren.
Die 1928-29 nach dem Bau der Sperrmauer auf der Warche errichtete Brücke erhielt den Namen „Haelen“ (kleine Ortschaft in der Nähe der Stadt Diest), wo das belgische Heer am 12. August 1914 einen deutschen Angriff zurückschlug. Dieser Name ersetzte den Namen „Waterloo“, den die Preußen 1861 beim Bau der Straße zwischen St. Vith und Baraque Michel (belgisch-preußische Grenze) einer neuen Brücke über die Warche gaben.
Auch hier im Blog findet ihr Wanderungen, die historische Plätze berühren und Relikte der kriegerischen Vergangenheit, wie Bunker und Höckerlinien zeigen.

Trubel und dann wieder Stille
Zivilisation und Einsamkeit liegen oft nahe beieinander. So berühren wir jetzt die belebten Plätze am Warchesee und wandern im Anschluss wieder durch stillen Wald.

Merkwürdige Behausungen säumen den kurzen Waldweg. Und als wir diese skurrile Waldatmosphäre verlassen ist es auch mit der Stille vorbei. Der Rest des Weges führt über Ortsstraßen, bis wir endlich den Parkplatz wieder erreichen.
Fazit zur heutigen Wanderung
Im Vergleich zu meinen bisherigen Runden im deutsch/belgischen Grenzgebiet schneidet diese Runde nicht so gut ab. Der Wegabschnitt an der Warche war viel zu kurz.
Es ist schön diese Ecke gesehen zu haben und wieder ein wenig Wissen dazu gewonnen zu haben. Das gibt die Genusstour 17 auf jeden Fall. Es gibt hier noch mehr zu entdecken, wir kommen wieder.
Es grüßen euch
Elke und Jana
… wenn’s nur nicht so weit wäre bis nach Belgien …
Für mich bleiben das auch Ausnahmen. 🙂
Aha, seit langem mal wieder über die Grenze 😉 Ich muss gestehen: mir ist die Gegend dort auch nur bekannt vom Durchfahren und von den Narzissenwiesen (1x)… Eine lange Tour ist längst geplant und wartet auf Erfüllung. Liebe Grüße
Ich war dort schon unterwegs und habe diesen anderen Wandertag deutlich schöner empfunden. Mit Burg und Wasserfall erlebnisreicher, irgendwie.
Ich hoffe Du suchst Dir was schönes, passendes aus.
Liebe Grüße